Tipp 8: Nutze klare und präzise Sprache [10 Tipps]


Um die „richtige“ wissenschaftliche Sprache ranken sich viele Mythen und Halbwahrheiten. Aber eines gleich vorweg: Es geht beim wissenschaftlichen Schreiben nicht darum, sich möglichst kompliziert und mit vielen Fremdwörtern auszudrücken. Wissenschaftliche Sprache sollte sich also nicht so lesen wie eine Fremdsprache, sondern wie professionelles, sachliches und neutrales Deutsch.

Nutze klare und präzise Sprache

Wissenschaftliche Sprache hat allerdings eine Besonderheit: Sie muss sehr präzise und sehr klar sein. Sie ist eine Fachsprache, die sich an ein Fachpublikum richtet, das heißt an Leserinnen, die sich schon einige Zeit in einem Thema bewegen und sich in diesem Thema gut auskennen. Sie muss also korrekte Begriffe verwenden. Und wenn du in deinem Text einen speziellen Begriff nutzt, solltest du auch genau wissen, was darunter üblicherweise verstanden wird.

In der wissenschaftlichen Diskussion geht es um Nuancen. Das heißt, wenn du den Begriff „Industrie 4.0“ verwendest, solltest du dir im Klaren darüber sein, dass der in erster Linie aus der politischen Diskussion stammt und alles und nichts heißen kann. Du musst also konkret werden und genau das benennen, was du meinst. Und das ist nicht so einfach, weil du dazu erstmal wissen musst, was du überhaupt meinst.

Beispiel

Du schreibst: „Industrie 4.0“.
Du könntest meinen: „Nutzung von RFID-Chips für die Optimierung von Durchlaufzeiten in der Produktionslogistik“ oder
„Echtzeit-Übermittlung von Preisinformationen von Zulieferern im Rahmen der Optimierung von Beschaffungsprozessen“ oder
„Individuelle Preisgestaltung unter Nutzung von Daten aus dem Bonuspunkteprogramm in einem Online-Shop“
oder, oder, oder, …

Du kannst dich in wissenschaftlichen Texten nicht hinter unscharfen Begriffen verstecken.

Das gilt umso mehr, als dass eine der zentralen Aufgaben der Wissenschaft das Klären und Präzisieren von Begriffen ist. Es werden ganze Bücher darüber geschrieben, wie sich einzelne Begriffe voneinander unterscheiden und welche Konzepte zusammen gedacht werden können und welche unterschiedliche Phänomene beschreiben. Gerade für die zentralen Begriffe deiner Arbeit musst du diese Unterscheidungen kennen und berück­sichtigen.

Es gibt dabei auch nie die eine richtige Verwendung, sondern immer nur gut oder weniger gut begründete Standpunkte. Hier musst du deine eigene Position finden und begründen. Es gibt aber natürlich solche Verwendungen, die in der wissenschaftlichen Diskussion für unangemessen oder zumindest wenig hilfreich befunden wurden. An denen solltest du dich nur dann orientieren, wenn du sehr genau weißt, was du tust.

Nutze sachliche Sprache

Wissenschaftliche Sprache muss nicht nur klar und präzise sein, sondern auch sachlich. Das heißt, dass du in wissenschaftlichen Texten nicht einfach mit Wörtern wie „gut“, „schlecht“, „hilfreich“ oder „nützlich“ arbeiten kannst. Eine Zunahme sollte auch nicht „überwältigend“ ein oder eine Schlussfolgerung „offensichtlich“. Dabei sind Wertungen nicht absolut verboten, Sie müssen aber begründet werden und auf klaren Kriterien beruhen. Ein vorgestelltes Werkzeug kann „hilfreich“ sein, wenn du vorher das damit zu erreichende Ziel präzisiert und aufgezeigt hast, warum das Tool dazu beitragen kann, dieses Ziel zu erreichen.

In deinem wissenschaftlichen Text solltest du auch immer auf der sachlichen Ebene argumentieren: also jeden deiner Schritte aus einer inhaltlichen Notwendigkeit ableiten und jede deiner Entscheidungen inhaltlich begründen. Der „in dieser Arbeit begrenzte Platz“ oder „auf Vorschlag von Professor Dr. Petra Meier“ sind keine sachlichen oder inhaltlichen Begründungen. „In diesem Fall steht dabei der Aspekt A im Mittelpunkt, auf den sich diese Arbeit fokussieren wird“ hingegen schon – wenn denn deutlich wird, warum in diesem Fall Aspekt A besonders relevant ist.

Nutze „wissenschaftliche Alltagssprache“

Wissenschaftliche Text zeichnen sich aber nicht nur durch eine besonders sachliche, klare und präzise Sprache aus, sondern auch durch bestimmte Floskeln und Phrasen, die den wissenschaftlichen Denkprozess abbilden und erfahrenen Leserinnen sofort auffallen. Diese Floskeln finden sich ganz besonders häufig in den Passagen, in denen nicht inhaltlich argumentiert wird, sondern eingeleitet, übergeleitet und zusammengefasst (s. Tipp 6).

Beispiele

Aus diesen Überlegungen ergibt sich die Frage…
Um diese Frage zu beantworten, wird Kapitel zwei…
Dabei lassen sich in der Diskussion drei zentrale Standpunkte unterscheiden:
Während Schulze den Aspekt XY in den Mittelpunkt rückt, betont Maier …
Schulte zufolge handelt es sich dabei um…
Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob …
… bleibt dabei jedoch außen vor.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, …
Kapitel 3 hat gezeigt, …

Achte darauf, dass deine Sprache formal korrekt ist

Wissenschaftliche Texte sind professionelle Texte. Das heißt natürlich auch, dass sie formal korrekt sein müssen. Es ist einfach für alle Beteiligten unprofessionell und peinlich, wenn ein Text vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern nur so strotzt. Ab und an ein Tippfehler passiert jedem, aber du solltest dir grundsätzlich sicher darüber sein, wie Wörter geschrieben werden und wie grammatikalische Anschlüsse funktionieren. Wenn du an dieser Stelle große Schwierigkeiten hast, solltest du dich entweder darum bemühen, diese zum Beispiel mit der Hilfe einer Korrekturleserin auszugleichen, oder – bei einer medizinischen Diagnose – einen entsprechenden Nachteilsausgleich beantragen.

Auf jeden Fall(!) solltest du deinen Text aber gründlich Korrektur lesen – auch von mindestens einer anderen Person, die sich in diesem Bereich sicher fühlt. Ein guter Tipp ist auch, dir deinen Text selbst laut vorzulesen oder einfach die Schriftart in deinem Dokument zu verändern. Dabei fallen dir nochmal ganz andere Fehler auf.

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