Hast du gerade zum ersten Mal deine Gliederung bzw. Dein Inhaltsverzeichnis vollständig aufgeschrieben? Dann zähle mal durch, wie viele Überschriften du dort siehst: 40? Oder sogar mehr? Das macht bei 40 Seiten deiner Bachelorarbeit mehr als eine Überschrift pro Seite. Ein bisschen viel, oder?
Wenn du dieses Problem in deiner Arbeit siehst, liegt das oft daran, dass du für jeden Aspekt und jedes noch so kleine Unterthema ein eigenes Unterkapitel eingeplant hast – manchmal runter bis zur vierten Gliederungsebene („2.1.3.4“). Es ist gut, dass du dir Gedanken machst, welche Punkte du ansprechen willst, aber nicht jeder Aspekt braucht ein eigenes Unterkapitel.
Stattdessen gibt es ein Strukturelement für Texte, das vielen weniger erfahrenen Schreiberinnen nicht so bewusst ist: den Absatz. Der ist nämlich nicht einfach nur ein optischer Umbruch irgendwo im Text, sondern sollte gezielt eingesetzt werden, um deinen Text und deine Argumentation zu strukturieren.
Absätze sind kleine Unterkapitel ohne Überschrift
Der Absatz ist dabei so etwas wie die kleinste abgeschlossene Einheit deiner Argumentation. In ihm führst du deine Leserin auf deinem Weg von der Forschungsfrage zur Antwort einen Schritt weiter. Du kannst einen Absatz im Grunde wie ein kleines Unterkapitel verstehen, das nicht mit einer eigenen Überschrift im Inhaltsverzeichnis auftaucht.
In Texten unerfahrener Autorinnen sind Absätze oft nur einen oder zwei Sätze lang. In diesen Sätzen ist dann aber sehr viel Inhalt auf engen Raum gepresst, sodass die Leserin über die Bedeutung dieser Informationen nachdenken muss und gezwungen ist, zu überlegen, wie sie sich in das große Ganze einfügen. Stattdessen solltest du dir die Zeit nehmen, jeden dieser Punkte auszuführen und explizit in deine Argumentation einzubinden. Oft ist es dann sinnvoll, jeden dieser Sätze als Kern eines eigenständigen Absatzes zu nutzen.
Beispiel
Diesen Tipp hätte ich auch einfach formulieren können als: „Absätze sind ein eigenständiges Strukturmerkmal von Texten und sollten gezielt auf eine Kernaussage hin zugeschnitten werden.“ Stattdessen nehme ich mir die Zeit und den Raum, dir die Ideen und Gedanken hinter dieser kompakten Aussage so zu erklären, dass sie für dich leicht zu erfassen und zu verstehen sind.
Als Faustregel kannst du darauf achten, dass deine Absätze in wissenschaftlichen Texten im Schnitt eine Länge zwischen einem und zwei Dritteln einer Seite haben. Darin kannst du einen kleinen Argumentationsschritt angemessen darstellen. Es kann aber natürlich mal einen kürzeren und mal einen längeren Absatz geben.
Deine Bachelorarbeit wird am Ende also aus ungefähr 80 Absätzen (je eine halbe Seite) bestehen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kannst du deine Arbeit spezifischer planen und dir damit das anschließende Schreiben deutlich vereinfachen.
Schreibe jeden Absatz auf eine(!) zentrale Aussage hin
Dazu überlegst du dir für jedes Kapitel bzw. Unterkapitel die drei, vier oder fünf zentralen Punkte, die du ansprechen möchtest, um deiner Leserin dein Argument verständlich zu machen. Diese Punkte kannst du dann in eine Reihenfolge bringen, die sich schlüssig anfühlt und dann jeden dieser Punkte als Kern eines Absatzes nutzen.
So sorgst du dafür, dass deine Leserin weiß, wie dieser Aspekt mit der großen Argumentation zusammenhängt, bietest Belege für deine Aussagen und kannst sogar unterschiedliche wissenschaftliche Positionen zu diesem Punkt ansprechen. Alles, was du in dem Absatz ansprichst, sollte auf seine Kernaussage hinführen, die meist entweder am Anfang oder am Ende des Absatzes steht. Als Faustregel kannst du dir merken, dass du zu jeder Kernaussage zwei oder drei konkrete vertiefende oder diskutierende Details hinzufügen solltest, um einen nachvollziehbaren Text zu bekommen.
Beispiel
Kernaussage: Ein Absatz wird auf eine Kernaussage fokussiert.
Absatz: Neben Kapiteln und Unterkapiteln gibt es ein drittes zentrales Strukturelement von Texten: den Absatz. Während Zwischenüberschriften den Lesefluss unterbrechen, kann der Leser über den Abstand zwischen zwei Absätzen einfach hinweglesen. Damit wird der Absatz zu dem zentralen Element für den Autor, dem Leser ganz unmittelbar die Struktur des aktuellen Arguments zu vermitteln. Umso wichtiger ist es, Absätze intern bewusst zu gliedern und extern sinnvoll zu strukturieren. Um eine solche Struktur zu erzeugen, muss man als Autor wissen, was die Kernaussage eines Absatzes ist und diese deutlich formulieren. Der Absatz wird dann auf diese Kernaussage hin geschrieben und fokussiert.
In diesem Beispiel kannst du sehen, wie der ganze Absatz auf die Kernaussage am Ende hinarbeitet und diese dadurch wesentlich einfacher zu verstehen ist. Der erste Satz fungiert dabei als Einleitung, die der Leserin sofort klar macht, wo der Text herkommt und worum es in diesem Absatz gehen wird.
Du kannst diese Idee auch nutzen, um einen bestehenden Text darauf hin zu überprüfen, ob seine Struktur nachvollziehbar ist: Versuche in jedem Absatz die Kernaussage zu unterstreichen. Wenn du in manchen Absätzen keine klar erkennbare Kernaussage findest, solltest du hier vielleicht noch ein wenig klarer formulieren. Wenn du alle Kernaussagen gefunden hast, lies sie einfach mal direkt hintereinander weg. Ergibt sich eine schlüssige Argumentation?
Alle 10 Tipps:
Tipp 1: Erarbeite eine eigene Position.
Tipp 2: Beantworte eine Frage.
Tipp 3: Gehe in die Tiefe, nicht in die Breite.
Tipp 4: Teile deine Arbeit in vier Abschnitte.
Tipp 5: Nutze Absätze, um deinen Text zu strukturieren.
Tipp 6: Denk an deine Leserinnen.
Tipp 7: Halte dich selbst nicht vom Schreiben ab.
Tipp 8: Nutze klare und präzise Sprache.
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