Nerdkram-Highlights 2017


Mitte des Jahres habe ich mit dem Zusammenführen meiner Blogs auf dieser Seite die wöchentlichen Medienmenüs eingestellt, weil sie dann doch ein wenig das Blog dominierten. Zumindest zum Jahresabschluss möchte ich euch aber meine Medien-Highlights des Jahres nicht vorenthalten. Los geht es, also mit Romanen, Sachbüchern, Filmen, Serien, Brett- und Videospielen sowie Theater-Inszenierungen.

Einstieg in den Offline-Fandom

Der Höhepunkt meines Science-Fiction-Jahres war 2017 kein Roman, sondern der WorldCon, den ich im August in Helsinki besuchen konnte. Es gab eine Fülle spannender Vorträge zu allen Aspekten des Genres und ich konnte endlich mal viele Autorinnen und Autoren in Fleisch und Blut erleben. Und dann war da der Moment, wo mich Robert Silverberg auf dem Gang einfach so gegrüßt hat…

Auch auf deutschen Cons war ich dieses Jahr erstmalig unterwegs und habe da meine ersten Schritte im deutschen Offline-Fandom gemacht. Dabei habe ich in Dortmund und in Dreieich die SF-Fans durchweg als freundliche und sympathische Truppe kennengelernt und werde mich da im nächsten Jahr auch einbringen – zu Beginn des Jahres gleich mit dem ersten Dortmunder SF-Stammtisch.

Der romanhafte Blick in die Zukunft

Jetzt aber zu den Romanen, von denen ich 2017 auch wieder eine ganze Menge verschlungen habe – so 45 bis 50. Unbestrittenes Highlight dabei war sicherlich die Reihe Terra Ignota von Ada Palmer. Sie beschreibt eine auf den ersten Blick utopische Zukunft im 25. Jahrhundert. Es zeigt sich dann aber, auf welch unmoralischen und zugleich tönernen Füßen diese Welt steht. Nicht nur wählt die Autorin eine sehr ungewöhnliche Erzählperspektive, sie schafft es auch in bisher vielleicht einmaliger Weise, die Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden.  Na gut, als Geschichtsprofessorin hat sie da vielleicht auch einen speziellen Blick… Ausführliche Rezensionen von mir gibt es auf Weltenflüstern zum ersten Band – Too Like the Lightning –  und zum zweiten – Seven Surrenders.

Zwei weitere äußerst empfehlenswerte Romane sind Band zwei und drei der Reihe Dark Eden von Chris Beckett: Mother of Eden und Daughter of Eden. Hier schildert Beckett eine seit Jahrhunderten von der Erde abgeschnittene menschliche Kolonie und beschäftigt sich ausführlich mit Glauben, Mythologie und den darauf basierenden Konflikten.

Auch deutsche Autor_innen haben dieses Jahr ein Highlight zu bieten: Die Welten der Skiir von Dirk van den Boom. Er schildert hier die Zukunft der Menschheit in dem “föderalen” Reich der technisch weit überlegenen Skiir. Dabei sind die Menschen nicht irgendein Neumitglied, sondern geraten schnell in den Brennpunkt mehrere interner wie externer Konflikte. Ausführlich besprochen habe ich bislang Band eins – Prinzipat – und Band zwei – Protektorat. Und dann ist da natürlich noch diese deutsche Romanheftchen-Serie, in die ich mit Band 2900 wieder eingestiegen bin…

Sachbücher blicken zurück in die Geschichte der Wissenschaft

Dieses Jahr habe ich es neben den Romanen auch mal wieder geschafft, mich einigen Sachbüchern zu widmen. Thematischer Schwerpunkt war dabei die Geschichte und Theorie der Wissenschaft. Drei der Bücher möchte ich euch besonders empfehlen:

Gleich zu Beginn des Jahres habe ich Die letzten Tage der Nacht von Graham Moore auf Englisch als Hörbuch gehört, eine Romanumsetzung der Geschichte der Elektrifizierung der Vereinigten Staaten. Dem Autor gelingt es ganz hervorragend, den historischen Konflikt zwischen Thomas Edison, George Westinghouse und Nicola Tesla in eine spannende Erzählhandlung einzubetten und für den Leser erfahrbar zu machen.

Wesentlich abstrakter, aber gleichzeitig packend und persönlich ist Der Teil und das Ganze, eine Art Autobiographie des deutschen Physikers Werner Heisenberg. In seiner Aufzeichnung der Gespräche im Umkreis der Atomphysik zeichnet er gleichzeitig sein persönliches Portrait der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und skizziert grundlegende Positionen in einem der großen Umbrüche der Wissenschaftsgeschichte.

Thematisch ähnlich gelagert ist The Big Picture von Sean Carroll, eine konsistente Konzeption eines umfassenden Weltbildes, das auf dem aktuellen Stand der naturwissenschaftlichen Forschung basiert, dabei aber nicht gleichzeitig alles Nicht-naturwissenschaftliche als unseriös abkanzelt. Stattdessen erkennt der Autor unterschiedliche Ebenen der Emergenz an und gesteht ihnen jeweils eigene Sprachen zu, in denen sinnvoll über sie gesprochen werden kann.

Bildgewaltige Epen und ein gleichzeitig kritsches wie humorvolles Portrait

2017 war vielleicht bislang das Jahr in der letzten Zeit, in dem ich am seltensten im Kino war. Das, was ich gesehen habe, war dafür durch die Bank von hoher Qualität und drei Filme möchte ich euch ganz besonders ans Herz legen.

Der vielleicht umstrittenste Film des Jahres, aber gleichzeitig mein absoluter Favorit war Blade Runner 2049. Mit dem ersten Teil bin ich ja nicht so ganz warm geworden, aber als großer Fan von Denis Villeneuve fand ich seine Fortsetzung in Bildsprache, Soundtrack und Regie im positiven Sinne absolut überwältigend. Obwohl er fast drei Stunden dauert, habe ich mich keine Sekunde gelangweilt.

Ein weiterer Film, der in erster Linie durch seine Bilder und seinen Ton wirkt, war das neue Werk von Christopher Nolan, Dunkirk. Nahezu ohne Dialoge gelingt es ihm, wie vielleicht keinem Film zuvor, die Schrecken des Krieges einzufangen – nicht für die Zivilbevölkerung, sondern für die Soldaten. Unterstützt vom hier mal wieder genialen Hans Zimmer schafft Nolan es, über anderthalb Stunden hinweg, eine Atmosphäre der Anspannung zu erschaffen, die mich auch nach dem Ende nicht losgelassen hat.

Wesentlich entspannter und positiver kommt dagegen mein drittes Highlight des Jahres daher: Hidden Figures. Dieser Film ehrt eine Gruppe von schwarzen Frauen, die eine ganz zentrale Rolle im Mondprogramm der NASA gespielt haben. Nahezu ohne Pathos, dafür mit viel Humor und Empathie, zeichnet Regisseur Theodore Melfi ein faszinierendes Portrait.

Irgendwie nicht mein stärkster Serien-Jahrgang

Bei den neuen Serien ist es mir dieses Jahr – mit einer Ausnahme – nicht leicht gefallen, wirkliche Highlights auszumachen. Also muss ein Klassiker herhalten, mit dem ich aktuell eine für einen Science-Fiction-Fan unentschuldbare Bildungslücke fülle.

Den Anfang macht allerdings Westworld, das uns dieses Jahr im Urlaub begleitet hat und mit dem Christopher Nolans Bruder Jonathan sein erstes eigenständiges Ausrufezeichen gesetzt hat. Die neue Inszenierung des Romans von Michael Crichton überzeugt auch wieder in erster Linie durch ihre Bilder, den Sound und die hervorragenden Schauspieler. Bei der Story um einen Freizeitpark voller lebensechter Roboter, die von Menschen nicht zu unterscheiden sind, scheint es mir so einige Brüche in der Logik zu geben, sie bietet aber viele spannende Denkanstöße.

Der angesprochene Klassiker unter den Serien ist StarTrek: The Next Generation. In meinem Projekt, alle Stark Trek-Serien nachzuholen, bin ich noch nicht wirklich weit gekommen, aber immerhin kann ich jetzt schon nachvollziehen, warum TNG so viele Fans hat. Auch wenn die Inszenierung etwas in die Jahre gekommen ist, bietet fast jede Folge ein spannendes Thema, das auch heute noch aktuell ist und aus “damaliger Zeit” teilweise fast schon revolutionär gewirkt haben muss.

Das analoge und das digitale Spielkind

Gespielt habe ich dieses Jahr natürlich auch – wenn auch vielleicht nicht ganz so viel, wie ich mir das gewünscht hätte. Brettspiele sind dabei ein wenig in den Hintergrund getreten, da ich doch viel Zeit vor dem Computer und der Konsole verbracht habe.

Box: "Terraforming Mars"Das einzige Brettspiel-Highlight des Jahres ist daher Terraforming Mars. Hier geht es darum, dass die Spieler_innen gemeinsam den Mars terraformen – wer hätte das gedacht. Der Mechanismus basiert dabei auf Karten, mit denen die Mitspieler_innen Kolonien und Grünflächen bauen, Wasser schmelzen oder Satelliten in die Umlaufbahn bringen. Das Spiel ist angenehm komplex, dafür relativ schnell erklärt und auch ohne große Spiel-Erfahrung zu durchschauen.

Am Computer habe ich auf dieses Jahr wieder die meiste Spielzeit vor Rocket League verbracht, wo ich es Steam zufolge mittlerweile auf fast 250 Spielstunden bringe – ein einsamer Spitzenwert in meiner Bibliothek. Die Kombination aus Fußball und Rennspiel ist einfach perfekt für die kurze Runde zwischendurch und das einzige Spiel, das ich regelmäßig im Online-Multiplayer spiele. Auch wenn ich irgendwie nicht über den Silber-Rang hinaus komme…

Ein Kleinod, bei dem ich in zwei Monaten schon auf für mich respektable 30 Spielstunden gekommen bin, ist das eigentlich noch im Early Access steckende Football Tactics, ein Fußball-Manager, bei dem der Schwerpunkt – neben der Mannschaftsaufstellung – nicht auf dem wirtschaftlichen Bereich liegt. Stattdessen haben die ukrainischen Entwickler die Spiele selbst in einer relativ einfachen, aber herausfordernden rundenbasierten Simulation umgesetzt und erzeugen dabei das klassische “Ach, eine Runde noch”-Gefühl.

Auf meiner PS4 habe ich bisher nur das sehr gute Uncharted 4 durchgespielt. Irgendwie ist es mir schwergefallen, mich auf ohne Frage sehr gute, aber eben langwierigere Spiele wie The Witcher 3 oder Horizon: Zero Dawn einzulassen. Das ist aber der feste Vorsatz für 2018 und mit dem etwas speziellen, aber sehr unterhaltsamen Persona 5 gelingt mir das aktuell schon sehr gut. Auf dem PC sind Divinity Original Sin 2 und Endless Space 2 ähnliche Kandidaten.

Science-Fiction im Theater

Den Abschluss macht eine in dieser Aufzählung vielleicht eine etwas überraschende Kategorie: das Theater. Wir haben das Glück, mit dem Schauspiel Dortmund ein wirklich hervorragendes Theater gleich um die Ecke zu haben und dieses Jahr gab es dort zwei Inszenierungen der seltenen Kategorie Science-Fiction im Theater, die unbedingt in diesen Artikel gehören:

Im Juli haben wir in der Ausweichspielstätte im Megastore in Dortmund-Hörde das den Roman Der Futurologische Kongress von Stanislav Lem als “Live-Animationsfilm” gesehen. Eine ziemlich einmalige Erfahrung irgendwo zwischen Theater und Filmstudio, die sich jeder SF-Fan unbedingt anschauen sollte, wenn sie 2018 – zurück im Stammhaus – wieder auf dem Programm steht. Meine ausführliche Rezension findet ihr hier auf dem Blog.

(c) Birgit Hupfeld / Theater Dortmund

Ganz frisch und daher ebenfalls noch live zu erleben ist hingegen der Doppelabend Biedermann und die Brandstifter / Fahrenheit 451, den wir uns vor zwei Wochen gleich zur Premiere angeschaut haben. Hier zündet Regisseur Gordon Kämmerer nicht nur ein Effektfeuerwerk, sondern lässt zwei Stücke zu einer präzisen und beängstigenden Kritik auf das Wiedererstarken des Autoritarismus in der westlichen Welt verschmelzen. Auch hierzu gibt es eine ausführliche Kritik auf diesem Blog.

Das waren also meine Nerdkram-Highlights aus dem Jahr 2017. Ich bin sehr gespannt, was 2018 bringt, es lässt sich mit Persona 5 auf der PS4 und einer Inszenierung von Metropolis im Schauspiel Essen aber schon ganz hervorragend an.

Eine Antwort

  1. […] Jahr ist rum und in guter alter Tradition folgt auch auf diesem Blog ein persönlicher medialer Jahresrückblick. Ich habe gelesen, geschaut […]

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