kagi – anders Suchen im Web


Als Google vor 25 Jahren den Markt der Suchmaschinen aufmischte, war das Versprechen klar: ein einfaches Interface, über das man als Nutzer*in schnell möglichst gute Suchergebnisse bekommt. Dieses Versprechen konnte Google auch einlösen. Mit Betonung auf „konnte“. Mittlerweile sind die ersten Seiten der Suchergebnisse bei Google oft nicht zu gebrauchen.

SEO, KI, bezahlte Posts und Algorithmus-optimierte Massenseiten bestimmen das Geschehen. Oder Google zeigt statt passender Ergebnisse zu einer Expertenfrage generische Einführungen oder Zusammenfassungen an. Besonders irritierend ist daran, dass Google mit all seinen Daten über mich doch eigentlich besonders gut „wissen“ sollte, wonach ich wohl suchen könnte. Aber: Pustekuchen. So stellte sich für mich die Frage nach einem anderen Weg, Antworten auf meine Fragen und Inspiration für meine Gedanken zu finden

Natürlich gibt es mittlerweile alternative Suchanbieter, die weniger Daten erheben und auch weniger Werbung anzeigen. Doch auch sie beziehen ihre Ergebnisse meist von Google (oder Bing, und ob das wirklich besser ist?). Das macht die Ergebnisse zwar etwas besser, aber immer noch nicht wirklich gut.

kagi lässt sich von Nutzer*innen bezahlen

Vor einigen Monaten bin ich dann auf ein ganz anderes Geschäftsmodell für eine Suchmaschine aufmerksam geworden – sehr oldschool und doch überraschend: die Nutzer*innen für eine Dienstleistung direkt bezahlen lassen. kagi geht genau diesen Weg und bietet ein Produkt, für das sie je nach Funktionsumfang 5 $ oder 10 $ im Monat verlangen.

Den Anfang macht das ursprüngliche Google-Versprechen: relevante Ergebnisse in einem einfachen Interface. Während letzteres bei kagi sehr ähnlich ausfällt wie bei Google, geht der Anbieter aus den USA bei den Suchergebnissen einen anderen Weg – auch wenn hier ebenfalls ein Großteil der Roh-Ergebnisse von Google stammt.

kagi nimmt sich dabei aber besonders dem Filtern und der Priorisierung an und erlaubt es Nutzer*innen ihre Suche umfänglich zu individualisieren; nicht nur durch nachträgliches Filtern nach einigen rudimentären Kriterien.

Präzise zugeschnittene Suchen

Nach meinen ersten Erfahrungen liefern schon die standardmäßig eingestellten Kriterien deutlich bessere Ergebnisse als Google. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Webseiten grundsätzlich von der Suche auszuschließen oder zumindest ihre Priorität zu senken. Gleichzeitig können andere Webseiten auch „angepinnt“ oder höher priorisiert werden.

Dazu kommen sogenannte „Lenses“, mit denen man sich für bestimmte Themen ein eigenes Set an zu durchsuchenden oder ausgeschlossenen Webseiten konfigurieren, oder auch automatisch Schlüsselwörter zur Suche hinzufügen lassen kann. Vorkonfigurierte Lenses gibt es zum Beispiel für die Programmierung, für Ergebnisse aus dem akademischen Bereich oder auch aus dem „small web“ der privaten Webseiten, Blogs und Foren.

Dann gibt es auch noch „Bangs“, die Suchanfragen gleich an spezifische Webseiten wie z.B. Wikipedia weiterleiten und die Möglichkeit, das CSS der Seite ganz auf seine persönlichen Vorlieben anzupassen. Schließlich versucht auch kagi, seine Suche mit KI anzureichern, kapselt dies aber in spezifische Produkte und Funktionen, die man nutzen kann oder eben auch nicht.

kagi bietet also einen spannenden Eindruck davon, wie Produkte im Internet aussehen könnten, wenn nicht alles darauf ausgerichtet wäre, Daten zu sammeln, Aufmerksamkeit zu binden und Werbung zu verkaufen. Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg mit diesem Experiment und werde jetzt auch erstmal jeden Monat 5 Euro in die Hand nehmen, um kagi zu meiner alltäglichen Suchmaschine zu machen. Von meinen Erfahrungen werde ich dann natürlich berichten.

In

Eine Antwort

  1. […] Benutzer*innen verlernen dabei auch, was eine gute Software ausmacht und dass sie tatsächlich gut sein und im Laufe der Zeit sogar im Sinne der Benutzer*innen verbessert werden kann. Ich selbst habe diese Erfahrung erst in den letzten Wochen mit der Suchmaschine kagi gemacht. […]

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