Das Wetter wird herbstlich und damit beginnt auch wieder die Theater-Saison, die wir ja in erster Linie im wunderbaren Schauspiel Dortmund verbringen. Den Anfang macht dieses Jahr das dystopische Stück Everything Belongs to the Future, das auf einer Erzählung der britischen Feministin und Autorin Laurie Penny basiert. Die Theaterfassung stammt von Laura N. Junghanns und wurde übersetzt von Anne-Kathrin Schulz.
Gespielt wird das Ganze nicht von den „üblichen“ Dortmunder Ensemblemitgliedern. Stattdessen stehen vier Schauspielstudierende der Kunstuniversität Graz auf der Bühne, die in dieser Saison in Dortmund zu Gast sind. Entsprechend finden sich dann auch einige der bekannten Gesichter „in Zivil“ im Publikum. Vermutlich um mal zu sehen, wie der Nachwuchs sich so schlägt. So viel vorweg: Bérénice Brause, Mario Lopatta, Kevin Wilke und Frieder Langenberger machen ihren Job richtig, richtig gut und passen hervorragend in die doch recht spezielle Dortmunder Atmosphäre.
Aber nun zum Stück: Penny siedelt ihre Erzählung im England des Jahres 2098 an, in dem das Unternehmen Team 300 das Medikament The Fix entwickelt hat. Dieses stoppt den Alterungsprozess und soll so ein Leben von bis zu 300 Jahren ermöglichen. Aber natürlich kostet es Geld und steht damit nur einer Elite zur Verfügung. Doch dann zünden Aktivist_innen eine Time Bomb, die das Altern im Zeitraffer ablaufen lässt. Das Stück erzählt nun in einer Gegenwartsebene mit zahlreichen Rückblenden die Geschichte dieser Time Bomb und die Verwicklungen von Loyalität und Verrat auf der Suche nach „dem richtigen Leben im falschen“.

Schauspieler_innen, das Bühnenbild und die Inszenierung können dabei – mal wieder – vollkommen überzeugen. Leider lassen Stück und Skript sie teilweise im Stich: So ist das Szenario gerade für mich als dystopie-erfahrenen Science-Fiction-Leser doch sehr konstruiert und plakativ. Auch die Dialoge wirken immer wieder sehr aufgesetzt. Gerade die Aktivistin Nina klingt oft, als würde sie eine theoretische Kampfschrift vorlesen und nicht, als würde sie tatsächlich mit anderen Menschen reden. Auch gibt es gerade am Anfang immer wieder Passagen, in denen den Zuschauer_innen die Welt erklärt wird. Hier hätte ein „show don’t tell“ organischer gewirkt.
Das ändert aber nichts daran, dass Everything Belongs to the Future einen typischen Dortmunder Theaterabend bietet: mit viel Politik, innovativem Bühnenbild inklusive Kameraeinsatz und überzeugenden (Jung-)Schauspieler_innen.
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