In meinem Kopf hat das gerade noch Sinn gemacht: schreiben, um zu denken


Gute Ideen entstehen im Kopf. Du beschäftigst dich so lange mit einem Thema, bis du irgendwann die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Problemen und Fragestellungen erahnen kannst. Du arbeitest weiter und produzierst Mindmaps bis du irgendwann das Gefühl hast, das Thema durchdrungen und deine Frage beantwortet zu haben. Jetzt setzt du dich an den Computer und erwartest, deine Haus-, Bachelor- oder was-auch-immer-Arbeit eigentlich nur noch runterschreiben zu müssen. Aber das klappt nicht. (Fast) nie.

Beim Schreiben merkst du, wie unsauber selbst die wirklich durchdachten Ideen und Argumente noch sind. Die lineare Form eines Textes zwingt dich, jeden Schritt deiner Argumentation präzise darzulegen und zu sagen, wer konkret was tut. Dabei stört besonders das „irgendwie“, das deine Gedanken im Kopf verbindet.

„Irgendwie hängt A mit B zusammen“ muss im Text zu einer konkreten Aussage über den Zusammenhang zwischen A und B werden. Was ist der relevante physikalische Prozess oder wer die verantwortlichen Akteure oder historischen Prozesse? All diese Fragen siehst du meist erst, wenn du versuchst, das nur scheinbar sortierte Chaos in deinem Kopf tatsächlich strukturiert hinzuschreiben.

Das Schreiben von Anfang an als Denkhilfe nutzen

Wenn du dann mit dem Schreiben bis zum Schluss wartest, wird es knapp. Denn diese Fragen sind die eigentliche Schwierigkeit im Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit und dir fehlt dann die Zeit, dich angemessen mit ihnen auseinanderzusetzen.

Deshalb solltest du das Schreiben nicht nur als Dokumentation der Ergebnisse des Denkens verstehen. Es ist auch ein unverzichtbares Werkzeug, das dir hilft, Ideen zu präziseren und weiterzuentwickeln. Warum setzt du dich nicht einfach mal vor den Rechner und schreibst ungezwungen auf, was dir zu deinem Thema gerade so in den Sinn kommt? Auf diese Weise zwingst du dich dazu, deine Gedanken in eine Form zu bringen. Dann siehst du vor dir, welche Argumente funktionieren und wo du noch Lücken stopfen musst und du wirst merken, wie dir nach und nach neue Ideen kommen.

Schreiben als Allzweckwaffe im Studium und danach

Diesen Trick kannst du von Anfang an nutzen, um deinen Lernstoff und deine eigenen Ideen zu sortieren und zu festigen. Überlege dabei nicht zu viel an Struktur und Formulierungen rum, sondern schreibe einfach auf, was dir in den Kopf kommt. So, wie du es einem Freund erzählen würdest. Das hilft dir, dass das Gelernte nicht gleich am nächsten Tag wieder aus deinem Kopf verschwunden ist und dient dir gleichzeitig als Ausgangspunkt für Lernskripte und Hausarbeiten:

  • Nimm dir nach einem Unitag eine halbe Stunde Zeit und versuche, alle Themen und Inhalte dieses Tages kurz und prägnant aufzuschreiben.
  • Wenn du einen Text gelesen hast, halte deine Eindrücke kurz als Fließtext fest.
  • Wenn du eine Idee hast, halte sie sofort fest und versuche, sie möglichst bald in ein paar Sätzen auszuformulieren und weiter zu entwickeln.
  • Wenn dir ein Problem im Kopf herumspukt, schreibe ohne viel darüber nachzudenken auf, was dir in den Sinn kommt. Das klärt die Gedanken.

Das klingt auf den ersten Blick nach noch mehr Arbeit. Doch mit ein wenig Übung hast du den Dreh schnell raus und kannst langfristig davon profitieren. Ich selbst habe das leider erst ganz zum Ende meiner Dissertation gelernt, seitdem nutze ich es allerdings regelmäßig,

Auch gegen eine Schreibblockade hilft es, ganz ohne Erwartungen einfach mal das aufzuschreiben, was dir im Kopf herumgeht und schwupps findest du dich im Schreibfluss wieder, der dich auch gleich zu den relevanten Fragen führt. Mit dem Schreiben klären sich die Gedanken nach und nach und auch wenn du den so geschriebenen Text meist nicht direkt in deine Arbeit übernehmen kannst, hilft es dir, den Text schneller und besser zu verfassen. Denn überarbeiten musst du ihn sowieso.

Nutzt du das Schreiben schon als Denkhilfe? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

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