Sagt mal, wie haltet ihr es eigentlich mit dem Speichern von Links? So ganz altmodisch, dass man nach ein paar Monaten einen guten Text oder ein spannendes Video auch wiederfindet? Entsprechende (Social-)Bookmarking-Dienste waren meiner Erinnerung nach eines der ersten sinnvoll nutzbaren Arbeitstools in diesem Netz. In den letzten Jahren ist es um diese Dienste aber erstaunlich ruhig geworden. Der ehemalige Platzhirsch del.icio.us stand sogar kurz vor dem Aus und gehört jetzt dem kleineren „Rivalen“ Pinboard. Ist das Speichern von Bookmarks einfach kein Problem mehr? Gibt es da draußen die eine perfekte Lösung, die alle nutzen, von der ich nur nichts mitbekommen habe?
Mein Tool der Wahl an dieser Stelle war in den letzten Jahren Diigo. Es bietet die Möglichkeit, Markierungen und Notizen auf einer Seite anzubringen, sie zu verschlagworten und einen Snapshot der Seite anzulegen. Außerdem gibt es einen „Read Later“-Status und einige andere Möglichkeiten, Notizen und Links zu verwalten. Alles sehr schön, nützlich und zu einem fairen Preis. Nur Innovationen gab es hier in den letzten Jahren leider auch sehr wenige. Nur an der App haben sie immer wieder herumgebastelt, es aber bis jetzt nicht hinbekommen, einen für mich bequem nutzbaren Workflow umzusetzen. Außerdem ist mir mein Tagging-System ein bisschen explodiert und ich möchte aktuell meine Daten mal aus ihren ganzen Silos befreien. Also war es Zeit, nach einer Alternative zu suchen.
Zettelkasten und Zotero
Für die Ideen, Gedanken und Inhalte habe ich seit ein paar Monaten eine solche Alternative: einen Zettelkasten, angelehnt an das berühmte und berüchtigte Notiz-System von Niklas Luhmann. Darüber werde ich hier bei Gelegenheit auch noch etwas ausführlicher berichten, aber es ist ein offenes System, das technisch in erster Linie auf Text-Dateien basiert und entsprechend einfache Schnittstellen anbietet. Zu der Idee könnt ihr in meine Zwischen zwei Deckeln-Episode zu dem Buch Das Zettelkastenprinzip von Sönke Ahrens reinhören:
Die Inhalte sind damit also gespeichert, aber was ist mit den eigentlichen Quellen? Während meine Links in erster Linie bei Diigo lagen, nutze ich für wissenschaftliche Quellen Zotero, nachdem sich Mendeley leider von Elsevier hat aufkaufen lassen. Und zwei unterschiedliche Systeme für ähnliche Probleme zu nutzen ist auch irgendwie blöd. Da mein Zettelkasten zudem sehr schön mit Zotero zusammenarbeitet, lag der Gedanke nahe: Warum nicht auch meine Links mit Zotero verwalten?
Das ist erstmal kein Problem: Mit dem Zotero Connector gibt es ein schönes Browser-Plugin, das einen Link ohne große Umschweife in die Zotero-Bibliothek einfügen kann. Autor*innen oder Veröffentlichungsdatum werden zwar nicht immer sauber übernommen, aber das ist meist schnell korrigiert. Dann ist der Link auch gleich vollständig „zitationsfähig“ mit allen relevanten Angaben versehen. Interessant ist dabei auch, dass mir die Autor*innen von Online-Texten viel stärker bewusst werden. Sie stehen in Zotero halt immer ganz vorne. In Zotero stehen dann alle Möglichkeiten zur Verfügung die Links zu sortieren und zu verwalten, die es auch für andere Quellen gibt, in erster Linie Sammlungen und Schlagwörter. Einziger Nachteil bis hier: Zotero muss irgendwo im Hintergrund geöffnet sein, damit der Connector darauf zugreifen kann – warum auch immer…
Zotero und Snapshots
Den Link und die Metadaten abzuspeichern ist also absolut kein Problem, etwas schwieriger ist es hingegen, einen Snapshot der Seite abzuspeichern. Zotero hat zwar eine solche Funktion integriert, speichert dabei aber wirklich die ganze Seite, inklusive aller Skripte und Bilder ab. Dadurch wird der Snapshot eines kurzen Textes schnell mehrere Megabyte groß. Das belegt unnötig viel Festplattenplatz und lässt den Account schnell an die Grenze für eine kostenlose Synchronisation stoßen. Glücklicherweise gibt es für Chrome das kleine Plugin Reader View . Es liest aus einer Seite den Text des Artikels aus und zeigt ihn angenehm formatiert und ohne jede Ablenkung an. Dazu bietet es die Möglichkeit, das Ganze als kleine HTML-Datei abzuspeichern – nur ein bisschen CSS für die Lesbarkeit und dann der Text. Diese Datei lässt sich der Zotero-Quelle dann als Anhang hinzufügen. Das Schöne daran: Dieser Weg funktioniert auch für Texte hinter einer (bezahlten) Paywall, weil er mit den Daten arbeitet, die der Browser anzeigt.
Jetzt teilen sich meine Online-Artikel also eine Datenbank mit wissenschaftlichen Artikeln und Fachbüchern. Sie lassen sich problemlos formal korrekt zitieren und lagern nicht in irgendeinem Silo, sondern auf meiner Festplatte und verwaltet von einem OpenSource-Programm. So soll das.
Dieses Vorgehen ist aber natürlich nur für Quellen sinnvoll, bei denen es in erster Linie um die Inhalte geht – also Artikel und Ähnliches. Für Online-Tools, Nachrichtenseiten oder ähnliche Links, die man regelmäßig aufrufen will, macht das eher weniger Sinn. Aber dafür gibt es ja andere Möglichkeiten.
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