Zeitplanung für deine Hausarbeiten: Fünf Phasen und eine Pause

Mit dem Ende der Vorlesungszeit beginnt die Klausur- und Hausarbeitsphase. Am Anfang wirken zweieinhalb Monate Semesterferien wie ein großes Meer aus Zeit, in dem du doch locker zwei oder drei Hausarbeiten runterschreiben kannst. Doch nach und nach wandert die Arbeit nach hinten, sodass die drei Hausarbeiten am Ende hektisch innerhalb einer Woche fertig werden müssen. Wenn du dir heute eine Stunde Zeit nimmst, kannst du dir diese Tortur mit folgender Technik sparen.

Gerade am Anfang des Studiums ist es äußerst schwer, den tatsächlichen Aufwand abzuschätzen. Manche Dinge brauchen mehr Zeit, als du zu Beginn denkst und andere gehen wesentlich schneller – wenn du weißt, wie du sie richtig angehst. Deshalb möchte ich dir hier mit meiner Erfahrung helfen, die ich in meinem Studium und während meiner Zeit als Dozent gesammelt habe.

In den Semesterferien Zeit im Vorhinein blockieren

Als Faustregel für das Verfassen einer Hausarbeit lässt sich ein Arbeitstag pro geforderter Textseite ansetzen. Dabei entspricht ein Arbeitstag 4 oder 5 Stunden konzentrierter Arbeit – also 8 bis 10 Pomodoros -, blockiert im Idealfall also bloß einen halben Tag. Schnapp dir deinen Kalender und überlege, wie du die Arbeit an deinen Hausarbeiten in der vorlesungsfreien Zeit verteilen möchtest und trage das ein. Wenn du einen Teil der Arbeit – beispielsweise die Themenrecherche – schon während des Semesters gemacht hast, kannst du natürlich weniger Zeit blocken.

Dabei können sich verschiedene Hausarbeiten durchaus überlappen, versuche aber nicht, 2 Arbeitseinheiten für dieselbe Arbeit an einem Tag zu planen oder zwei reine Schreib-Einheiten für unterschiedliche Arbeiten. Das geht meist schief.

Du kannst dir selbst dabei helfen, diese Planung auch einzuhalten, indem du andere Aktivitäten, wie einen Urlaub, ein Festival oder den Beginn eines Praktikums als Deadlines nutzt. So erzeugst du ein wenig gesunden Druck, der dir hilft, fokussiert und zielgerichtet zu arbeiten.

Fünf Phasen einer Hausarbeit

Für die Arbeit an einer Hausarbeit lege ich dir fünf Arbeitsschritte oder Phasen ans Herz. Dabei gehe als Beispiel von einer 15-seitigen Hausarbeit aus, also von ca. 15 Arbeitstagen

1. Phase: Themenrecherche (5-10% der Arbeitszeit, 1 Tag)

In dieser Phase legst du dein Thema fest und grenzt es von allen Seiten ein. Dabei können sich je nach Fach und Anforderungen unterschiedliche Fragen stellen: Mit was für einer Frage willst du dich auseinandersetzen? Welche theoretische Herangehensweise bietet sich an? Welches Fallbeispiel willst du heranziehen?

Dabei solltest du möglichst viele Seminarinhalte in deine Überlegung einbeziehen. Hier hast du bereits einen Überblick über das Thema und die Zusammenhänge bekommen und kannst deine Arbeit wesentlich leichter verorten.

Am Ende dieser Phase sollte dann ein Arbeitstitel deiner Arbeit stehen, den du auf jeden Fall kurz mit deinem Dozenten abklären solltest.

Die Themenrecherche lässt sich gut auch bereits innerhalb des Semesters machen, zum Beispiel während du ohnehin dein Referat gestaltest oder dich mit der Seminarlektüre auseinandersetzt.

2. Phase: Intensive Recherche, Lektüre, Strukturierung und freies Schreiben (40% der Arbeitszeit, 6 Tage)

Wenn dein Arbeitstitel steht, beginnst du mit der intensiven Literaturrecherche und dem Sichten der gefundenen Texte. Texte, die für deine Frage besonders relevant sind arbeitest du intensiv durch und machst dir Notizen zu Argumenten und Quellen. So arbeitest du dich nach und nach durch das verfügbare Material.

Achte darauf, dass du dich nicht in der Menge des Materials verlierst. Lies möglichst viele Abstracts von Artikeln und entscheide dann, was wirklich für den Kern deiner konkreten Frage relevant ist. Es geht nicht darum, das ganze Feld zu bearbeiten, sondern darum, eine einzelne Frage zu entwickeln und zu beantworten!

Nutze an diesen Tagen aber auch eine halbe Stunde um das, was du gelesen und notiert hast, für dich in einem Text zusammenzufassen. Dabei geht es noch(!) nicht um korrektes Zitieren oder geschliffene Formulierung, sondern um das Sortieren der Gedanken im Kopf. Schreib also einfach, am besten am Anfang des Tages, auf, was dir im Gedächtnis geblieben ist, ohne nachzublättern oder lange nachzudenken. So fügst du die ganzen Fragmente deiner Recherche nach und nach zusammen und merkst, an welcher Stelle du noch mehr Material brauchst.

In dieser Phase entwickelst du auch die Struktur deiner Arbeit: also den Fluss deiner Argumentation, die Kapitelüberschriften und die Skizzen für den Inhalt der Kapitel.

3. Phase: Zusammenstellen des ersten Entwurfs (25-30% der Arbeitszeit, 4 Tage)

Nachdem du deine Recherche abgeschlossen hast, eine Grobstruktur deiner Arbeit vorliegt und auch schon einige Seiten an freiem Gedankenfluss zu Papier gebracht sind, geht es nun darum, den ersten Entwurf zu erstellen.

Dafür mögen dir 4 Tage etwas wenig erscheinen, doch du weißt ja schon, wie deine Arbeit strukturiert ist, welche Punkte du wo diskutieren willst und du hast sogar schon einige Seiten Text produziert. Du hast das Schreiben also sehr gut vorbereitet.

Nun arbeitest du die vorhandene Skizze aus und füllst sie mit Leben. Dazu kannst du vermutlich einige Fragmente aus deinen verschriftlichten Gedanken nutzen. Ansonsten arbeite einfach nach und nach deine Skizze ab und formuliere den Text aus, ohne dir an dieser Stelle viele Gedanken über die Struktur zu machen.

Behalte dabei im Kopf, dass du diesen Text auf jeden Fall noch überarbeiten wirst. Auch hier geht es also noch nicht um absolute Fehlerfreiheit, perfekte Anschlüsse und geschliffene Formulierungen, sondern darum, das Ende deines Textes zu erreichen.

Pause: Im Idealfall 1 Woche, auf jeden Fall 1 oder 2 Tage

Wenn der erste Entwurf steht, solltest du eine Pause von ein paar Tagen einlegen. In der Zeit können sich die Gedanken in deinem Kopf setzen und du gewinnst ein wenig Abstand zu deinem Text. So kannst du nach der Pause mit einem neuen Blick auf das Geschriebene schauen und es objektiver einschätzen.

Arbeit in dieser Zeit an etwas anderem, widme dich stärker deinem Job oder genieße die Freizeit.

4. Phase: Überarbeitung (3 Tage, 20% der Arbeitszeit)

Nun gilt es, deinen ersten Entwurf zu überarbeiten. Lies ihn dazu mehrfach durch und mache dir Notizen über alles, was dir auffällt – nicht nur Rechtschreibfehler, sondern auch deine Struktur und deine Argumentation: Findest du Aspekte, die nicht wirklich klar werden? Denkst du, dass ein Argument an anderer Stelle besser aufgehoben wäre? Wirken die Übergänge zwischen Absätzen oder Kapiteln zu abrupt? Lesen sich die Sätze flüssig und verständlich?

Widme diesen Fragen den Großteil dieser Phase, damit du aus deinem ersten Entwurf nach und nach einen wirklich guten Text machen kannst. Um Rechtschreibung um Kommasetzung solltest du dich dabei erst ganz zum Schluss kümmern. Gib deine Arbeit aber auf jeden Fall(!!!) jemandem zu lesen, der sich damit auskennt, denn selbst der beste Autor übersieht seine eigenen Fehler.

5. Phase: Endkorrektur (1 Tag, 5-10% der Arbeitszeit)

Am letzten Tag kannst du dann noch die letzten Korrekturen einpflegen, deine Arbeit den Anforderungen der Dozentin entsprechend formatieren, die benötigten Exemplare ausdrucken und einwerfen oder per E-Mail versenden.

Geschafft.

Wenn du diese Phasen berücksichtigst und von Anfang die entsprechende Zeit einplanst, werden deine Arbeiten wesentlich besser werden und die Arbeit wird dir gleichzeitig mehr Spaß machen.

Welche Erfahrungen hast du gemacht?

(Bild: Unsplash)

Eine Antwort zu „Zeitplanung für deine Hausarbeiten: Fünf Phasen und eine Pause“

  1. Lieber Herr Dr. Müller,

    mit diesem Zeitmanagements-Plan habe ich mich in meinen Hausarbeiten zu orientieren gelernt. Da habe ich als Studienanfänger große Probleme mit gehabt und mal 5 Wochen an einer Arbeit gesessen, und mal etwas in 5 Tagen runtergeschrieben (Stress meines Lebens).

    Da bei mir nun die Masterarbeit ansteht und ich wirklich große Angst davor habe, weil der Zeitraum nicht ganz so überschaubar ist: Ich habe mich bei meinem jetzigen ersten Zeitplan grob nach Ihren Prozentangaben gerichtet und dann jeweils noch eine Woche Puffer dazu gepackt, weil die Dinge ja normalerweise nicht ganz so glatt laufen, wie man sie sich wünscht.

    Haben Sie eventuell selbst Erfahrungswerte dazu, ob sich dieses Muster auch auf längere Arbeiten übertragen lässt, oder gäbe es da ggf. noch Dinge zu beachten?

    Bitte entschuldigen Sie, daß ich Sie hier so damit überfalle. Ich wäre Ihnen für eine Antwort sehr dankbar, verstehe aber auch, wenn Sie da nicht die Zeit für hätten. Vielen Dank für diesen Leitfaden!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Lis.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert